Warum ist das eine Unternehmen innovativer, als das andere? Warum gibt es in Firmen wie Google und Toyota Freiräume für kreative, neue Ideen? Und warum können mittelständische Unternehmen gerade von Start-ups viel lernen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich der fünfte Teil der Blogserie Innovationsmanagement für KMU. Da die Kultur ein wesentlicher Erfolgsfaktor für jede Innovation ist, wird diesem Themenblock mehr Raum gewidmet – und so folgt ein zweiter Teil.

„Das geht ja nicht.“

„Aber das haben wir ja schon immer so gemacht.“

„Das ist ja Blödsinn.“

Haben Sie schon einmal einen dieser Sätze gehört, wenn Sie mit neuen Ideen gekommen sind – vielleicht sogar von einem Ihrer Vorgesetzten?

Wie Sie mit einer Innovationskultur die Basis für Innovation in Ihrem KMU setzen

Innovationen können in vier Merkmale gegliedert werden

Innovationen sind durch Komplexität, Unsicherheit, Konfliktpotential und Neuheitsgrad gekennzeichnet.

Die folgende Abbildung zeigt, wie diese Punkte zusammenhängen und, dass sie sich gegenseitig beeinflussen.

Bedeutung der Innovationsmerkmale für die Unternehmenskultur

Wichtig ist zunächst sich dieser Merkmale bewusst zu werden und so die Basis für eine innovationsfördernde Unternehmenskultur zu schaffen.

Mittels geeigneter Begleitung und Kommunikation bzw. Transparenz können viele Unsicherheiten bereits frühzeitig erkannt und genommen werden.

Aufgaben einer innovationsfördernden Unternehmenskultur

Grundsätzlich gibt eine Unternehmenskultur den Handlungsrahmen für Innovationsaktivitäten vor – und ermöglicht Kreativität problemlos.

So soll die Kreativität der einzelnen, als auch ganzer Teams gefördert werden. Einige Firmen bieten ihren Mitarbeitern 1-2 tägige Trainings an, indenen interdisziplinäre Teams einfache Methoden kennenlernen und gleich an firmeninternen Aufgaben anwenden.

„Unter einer Unternehmenskultur werden alle bewussten und vor allem unbewussten Werte, Verhalten, Normen und Einstellungen verstanden.“

Bereits 1998 wurde eine Studie zum Thema Innovationsmanagement herausgegeben, die von der Innovationskultur als Top-Erfolgsfaktor spricht. Auch die Boston Consulting Group hat diesen Faktor 2007 in einer Studie erwähnt.

Merkmale einer innovationsfördernden Unternehmenskultur

Folgende Faktoren sind gemäß Literatur und Erfahrung aus meiner Beratungspraxis unumgänglich und können bei Nichteinhaltung schnell zu einem Misserfolg führen.

Vertrauen schaffen:

Mitarbeiter sollen Fehler machen dürfen und auf einer sogenannten Spielwiese neue Ideen verwirklichen können. Selbstverständlich kann es hier auch mal zu einem Fehler kommen und das ist gut so. Sobald Mitarbeitern Vertrauen entgegen gebracht wird, werden sie den Fehler kaum ein zweites Mal begehen, sondern daraus lernen.

Das Wort zählt:

Werden Freiräume geschaffen und Mitarbeitern ermöglicht ihr kreatives Potential zu entfalten, sollte das auch ohne viel Schriftverkehr und Freigaben möglich sein. Haben Sie als Vorgesetzter Ihren Mitarbeitern erlaubt sich zu einem gewissen Rahmen mit neuen Ideen zu beschäftigen, dann stehen Sie zu Ihrem Wort und ziehen Sie nicht im letzten Moment wieder alles zurück.

Risiken eingehen:

Mit Neuem geschehen auch Fehler und Risiken erhöhen sich. Selbstverständlich können Risiken mit einem systematischen Innovationsmanagement (siehe ersten Teil der Blogreihe) eingedämmt bzw. besser kalkuliert werden. Jedoch birgt Neues immer der Gefahr des Scheiterns. Nur 4 von 100 Ideen schaffen es erfolgreich am Markt eingeführt zu werden. Doch wäre es schade aus diesem Grund auf wirklich Neues zu verzichten. Eine Studie der Universitäten Illinois und San Diego im aktuellen Harvard Business Manager stellt die These auf, dass Unternehmen nicht die Produkte mit dem größten Marktpotential entwickeln. So seien Unternehmen hauptsächlich mit Produkten beschäftigt, die ein geringes Risiko und eine hohe Umsetzungswahrscheinlichkeit beinhalten. Jedoch würden sich Kunden für Produkte mit dem höchsten, kreativen Potenzial entscheiden. Trauen Sie sich also auch Produkte oder Dienstleistungen realisieren, die anfangs noch zu unwahrscheinlich aussehen.

Interdisziplinäre Teams einbinden:

Die besten Ideen in meiner Tätigkeit als Berater sind mit interdisziplinären Teams entstanden. Viele Firmen laden oftmals nur die Führungsebene oder nur Entwickler zu Ideenworkshops ein. Doch bringen gerade unbedachte, vielleicht naiv wirkende, Fragen einer Bürokraft den entscheidenden Input. Stellen Sie Teams zusammen, die sich aus allen Bereichen zusammensetzen – von der Buchhaltung, Sekretariat bis hin zu Produktion und Entwicklung. Dadurch entstehen völlig neue Ansätze.

Hierarchien „ausschalten“:

Moderatoren von Ideenworkshops sind oftmals mit Machtspielen innerhalb des Teams oder Hierarchien konfrontiert. So gibt es Teilnehmer, die sich nichts sagen trauen, weil der Vorgesetzte dabei ist und andere Teilnehmer, die alle „niederreden“ und kaum aussprechen lassen. Oftmals macht es hier Sinn mit externen Moderatoren zusammen zu arbeiten, da diese keine Scheu haben Vorgesetzte auch mal außen vor zu lassen.

Top Down und Bottom up ermöglichen:

Selbstverständlich ist es wichtig, das Thema Innovation zu ermöglichen. Daher soll dieses Thema auch von Vorgesetzten bzw. der Firmenleitung getragen und vorgelebt werden. Suchfelder für Innovationen sollten so auch Top Down kommuniziert werden. Gleichzeitig sollte jedoch auch ein bottom up Ansatz möglich sein – dh, wenn ein Mitarbeiter eine Idee hat und etwas verbessern möchte, dann sollte diesem Mitarbeiter die Chance gegeben werden – selbstverständlich sollte es zum Unternehmen passen.

Wichtigkeit der Innovation kommunizieren und leben:

Innovation, Unternehmertum und Kreativität soll gerade von Führungskräften vorgelebt werden. So hat es sich auch als erfolgsversprechend erwiesen, das Thema Innovation in die Werte bzw. in das Unternehmensleitbild einzuarbeiten. Doch geschriebene Worte allein reichen nicht. Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern Innovation und Kreativität.

Wie Sie die einzelnen Bereiche nun konkret umsetzen und warum insbesondere Coaching und Supervision hier bestens begleiten können, erfahren Sie im zweiten Teil.

Quellen:

  • Vahs, Dietmar; Brem, Alexander (2013): Innovationsmanagement – Von der Idee zur erfolgreichen Vermarktung, 4. Auflage, Schäffer-Poeschl Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht, Stuttgart
  • Engelen, Andreas; Weinekötter, Lea; Schmidt, Susanne (2014): Verborgene Unternehmer, In: Havard Business Manager, November 2014, S. 9-11.