Die Digitalisierung, der steigende Wettbewerbsdruck und die kürzer werdenden Produktlebenszyklen fordern Unternehmen heute mehr denn je. Diese nie dagewesene Komplexität braucht Weitblick, Struktur und neue Perspektiven. In diesem Beitrag finden Sie eine Technik – das Netz der Abstraktion – die komplexe Problemstellungen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und systematisch erfasst. 

Komplexität meistern mit dem Netz der Abstraktion

Unternehmen brauchen Innovationen um dem heutigen Wettbewerbsdruck einen Schritt voraus zu sein. Innovationen entstehen oftmals aus der kreativen Lösung von bestimmten Problemen – egal ob es sich um Prozess-, Kunden- oder Organisationsprobleme handelt.

Probleme sind Chancen in Zeiten der steigenden Komplexität

Unternehmen, die es schaffen die richtigen Probleme zu identifizieren, haben bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Die Lösung dieser Probleme ist meistens sogar einfacher. Vielmehr drängt die Frage: Wo sollen wir beginnen? Welches Problem sollen wir lösen? Welche Probleme gibt es überhaupt?

„Hurra, ein Problem „

Kunden kaufen Problemlösungen. Wenden Sie daher den Problemblick täglich im Umgang mit Kunden und Kollegen an. Sammeln Sie erkannte Probleme und lösen Sie diese. Schauen Sie auch unter die Oberfläche.

Stellen Sie sich dafür folgende Fragen:

  • Worüber klagt mein Gegenüber?
  • Womit hat mein Gegenüber zu kämpfen?
  • Welche Probleme sind unbekannt?
  • Welche sind kompliziert gelöst?
  • Welche Probleme stecken dahinter?
  • Welche Schwächen sind erkennbar?
  • Was kann unsere Lösung (noch) nicht?
Danach bewerten Sie die gesammelten Probleme. Wählen Sie das Problem aus, das aus Ihrer Sicht das brennendste Problem Ihrer Kunden ist.

Komplexität hinter Problemen meistern – Netz der Abstraktion

Das Netz der Abstraktion hilft Ihnen das Problem (die Herausforderung) aus anderen Perspektiven zu betrachten. Sie bewegen sich einerseits auf einer abstrakteren Ebene (Wofür?) und auf einer handlungsorientierteren Perspektive. So können Sie den Fokus verlegen und das eigentliche Kernproblem identifizieren.

Das Netz der Abstraktion ist eine lösungsorientierte Technik. Daher werden die gefundenen Probleme immer in Fragen verpackt. So bereitet man sich bereits in dieser Phase auf eine Lösungsfindung vor.

Um Ihnen diese Technik näher zu erläutern, verwenden wir ein einfaches Beispiel. Anlässlich der heutigen Bekanntgabe, dass der Life Ball 2019 zum letzten Mal stattfinden wird, verwenden wir diese Herausforderung. Eines der benannten, dringlichsten Probleme findet sich im Rückgang der Sponsoren- und Spendengelder. Dieses Problem ist sehr vielschichtig und hochkomplex. Es wird unterschiedliche Gründe geben, die dazu führen, dass dieser Rückgang stattfindet.

1. Schritt: Formulieren Sie für Ihr ausgewähltes, brennendstes Problem eine lösungsorientierte Frage in Form von „Wie könnte man….?“
In unserem Beispiel könnte die Frage wie folgt lauten: Wie könnten wir alte und neue Sponsoren bzw. Spender für unseren Life Ball gewinnen?
2. Schritt: Durch die Frage „Wofür brauchen wir das?“ abstrahieren wir das Problem und beleuchten das Ursprungsthema von unterschiedlichen Blinkwinkeln.
Jede der gefundenen Antworten wird wieder in eine lösungsorientierte Frage gepackt.
Folgende Antworten könnten sich in unserem Beispiel ergeben:
1. Um den Life Ball in vollem Glanz erstrahlen zu lassen –> Wie könnte man den Life Ball ohne Spendengelder in vollem Glanz erstrahlen lassen?
2. Um die Botschaft des Life Balls zu vermitteln –> Wie könnte man die Botschaft des Life Balls auch ohne Spendengelder vermitteln? Oder ohne Life Ball vermitteln?
3. Um namhafte Stars für den Life Ball zu bekommen –> Wie könnten wir namhafte Stars für den Life Ball gewinnen? 
4. Um jedes Jahr ein grandioses Fest durchzuführen –> Wie könnte man jedes Jahr ein grandioses Fest durchführen, ganz ohne finanzielle Mittel?
Sie werden sich zunächst denken: wie soll denn das gehen? Einen Life Ball ohne finanzielle Mittel durchzuführen. Genau solche Fragestellungen führen zu wirklich kreativen Lösungen.
3. Schritt: Sie können nun mit jeder einzelnen Frage noch eine Stufe abstrakter werden und sich fragen: Wofür brauchen wir jedes Jahr ein grandioses Fest?
4. Schritt: Nun entwickeln Sie die untere Hälfte der Methode. Hier geht es um Hindernisse und Stolpersteine. Sie tauchen tiefer in das eigentliche Problem ein. Identifizieren Sie mit der Fragestellung „Was hindert mich jetzt noch daran?“ bzw. „Was hält mich davon ab?“ lösungsorientierte Fragestellungen und arbeiten Sie sich tief ins Problem ein.
Für unser Problem könnten das folgende Punkte sein:
1. Die Botschaft hat keinen Stellenwert mehr. –> Wie könnte man die Botschaft wieder aufwerten?
2. Sponsoren geben kein Geld mehr aus. –> Wie könnte man Sponsoren wieder begeistern?
3. Ticketkäufe sind zurückgegangen. –> Wie könnte man über den Ticketverkauf ausreichend Geld aufbringen?
4. Sehr zeitaufwändig. –> Wie könnte man Spender gewinnen ohne Zeit dafür aufzuwenden?
Auch hier können Sie gerne noch eine Ebene tiefer tauchen, indem Sie für jede der entwickelten Fragen die Phrase „Was hindert mich jetzt noch daran?“ stellen.
Komplexe Probleme brauchen ein systematisches Vorgehensmodell.
5. Schritt: Suchen Sie sich die Fragestellung heraus, die ein sofortiges „Das geht ja nicht.“ oder ein „Wie soll das denn gehen?“ bei Ihnen verursacht.
Nun können Sie Kreativitätstechniken anwenden um Ideen für Ihr Problem zu entwickeln.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Entwickeln Ihres Netz der Abstraktion.
Viele Grüße
Bianca Prommer
PS: Mehr über die Technik können Sie im Buch „Denkwerzeuge der Kreativität und Innovation“ von Florian Rustler lesen.