Moderene Führung? Führung neu denken? Bei eines sind sich viele Führungskräfte sicher: Command & Control hat ausgedient. Die neue Generation lässt sich nicht mehr so führen wie die letzten 20 Jahren.

Aber wie kann moderne Führung gelingen? Was sind moderne Führungsstile überhaupt?

In diesem Beitrag erfährst du warum Führung neu gedacht werden muss und wie du sofort starten kannst.

Moderne Führung – Ein Paradigmenwechsel: Interview mit Leadership Experten Karl Hitschmann

Im Interview mit Karl Hitschmann spreche ich über die Notwendigkeit moderner Führungsstile. Du kannst das Interview hier direkt ansehen.

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Oder du liest in diesem Beitrag das Transkript zum Interview.

Bianca: Führung neu denken. Und da gibt es ja so Begriffe wie Agile Leadership, Servant Leadership oder Host Leadership. Ein Ansatz, mit dem auch ich sehr gerne arbeite.

Aber was bedeutet es eigentlich? Und vor allem warum braucht es einen Wechsel zu modernen Führungsstilen? Welcher Führungsstil macht Sinn? Es sind so viele Fragen, die Führungskräfte hier ja schon teilweise, vielleicht sogar planlos oftmals dastehen lassen.

Und deshalb habe ich mir einen Experten eingeladen. Karl Hitschmann.

Karl, was machst du? Wer bist du? Ich habe schon gesagt Leadership Experte, Autor. Sag uns mal, wer du bist und was du machst.

Karl Hitschmann: Ja, ganz gerne. Vielen Dank, Bianca. Noch einmal. Mein Name ist Karl Hirschmann und ich führe sicher seit mehr als einem halben Leben Mitarbeiterinnen und Menschen. Hatte das sehr lange Zeit als Geschäftsführer gemacht, über zehn Jahre und mache das seit 20 Jahren als Berater, in dem ich Menschen in Arbeitsgruppen für unsere Projekte führe. Ich habe einen Führungsstil entwickelt in meiner gesamten Laufbahn, der sehr untypisch war und den viele damals auch in den 90er und nuller Jahren noch nicht so gut verstanden haben.

Und ohne jetzt einen Hintergrund zu haben, war das aber immer sehr erfolgreich.

Und dann bin ich auf eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie gestoßen, warum das Sinn macht. Und das habe ich jetzt in einem Buch verfasst.

Wie schon gesagt, dass ist die sozioökonomische Transformation, über die wir heute auch sprechen werden.

Mein Brotberuf ist heute Managementberatung. Ich bin Mitbegründer einer Agentur für Geschäfte, Organisationsentwicklung.

Hier findest du übrigens Karl Hitschmann: https://www.hitschmann.info

Ein Beispiel für einen modernen Führungsstil

Bianca: Was hast du denn damals anders gemacht? Hast du da so ein Beispiel, wo du sagst, das war anders damals?

Karl: Da habe ich ein plakatives Beispiel noch in Erinnerung. Wie ich eine meiner ersten Führungsaufgaben, die Betriebsleitung, übernommen habe, bin ich sehr natürlich und sehr intuitiv an diese Menschen, an meine Vertriebsmitarbeiter*innen herangetreten und habe einfach gesehen und geschaut, was sie so tun, was sie so bewegt, wo es ihnen gut geht, wo es Schwierigkeiten gibt.

Das bringt natürlich mit sich, dass man sich sehr viel mit diesen Menschen auseinandersetzt, im Einzelnen und auch im Team.

Kritik aus der Geschäftsleitung

„Und da habe ich durchaus aus der Geschäftsleitung damals kritische Anmerkungen bekommen. Ich soll doch die Leute ein bisschen mehr in den Hintern treten und nicht zu viel mit ihnen gemeinsam sprechen.

Und das ist so meine Schlüsselerfahrung, wenn du so willst, aus meiner ganz frühen Führungszeit.

Ich bin dann trotzdem dabeigeblieben.

Also du hast schon einen Begriff erwähnt: Die sozio ökonomische Transformation. Ich muss ehrlich gestehen, das ist ein Begriff, den auch ich nicht jeden Tag höre und jeden Tag verwende. Deshalb was heißt es denn? Was steckt dahinter?

Wir sind bereits am Ende der digitalen Transformation angekommen!

Karl: Es ist ein Begriff aus der Ökonomie. Einfacher ist es jedoch, wenn wir den Begriff aus der digitalen Transformation ableiten. Wir wissen ja alle, dass wir in der digitalen Transformation sind. Was viele nicht wissen, ist, dass wir eigentlich schon darüber hinaus sind. Was bedeutet das? Also die digitale Transformation hat tatsächlich mit den ersten technologischen Entwicklungen in den 80er Jahren begonnen und hat so den wirtschaftlichen Höhepunkt um die Nullerjahre herum gehabt.

Die digitale Transformation hat natürlich heute noch, gerade in Westeuropa, unfassbar viele Auswirkungen. Wir haben noch sehr viele Möglichkeiten, die wir zu implementieren haben aus der digitalen Sicht. Tatsächlich aus wirtschaftlicher Sicht ist die digitale Transformation bereits Geschichte.

Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht. Die digitale Welt bringt uns heute keine so großen wirtschaftlichen Vorteile mehr. Das heißt, wir befinden uns und ich glaube, das ist das, was wir alle merken, bereits einen Wirtschaftsabschwung.

Theorie nach Schumpeter

„Das stammt aus der Theorie der langen Wellen der Wirtschaft, von Schumpeter. Mit gewissen Technologien und daraus entstehenden Innovationen, konnte ein langer Wirtschaftsaufschwung erlebt werden. Danach folgt ein Abschwung und mit der nächsten Welle wieder ein Aufschwung. Die nächste Wirtschaftswelle wird die sozioökonomische Transformation sein.

Bianca: Wenn wir schon diese Transformation spüren und wenn wir diesen Wirtschaftsrückgang spüren, warum beschäftigen sich dann ihnen Unternehmen dann vielleicht sogar noch zu wenig mit Transformation? Wie siehst du das?

Karl: Folgendes vielleicht vorweg. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der digitalen Transformation sind vorbei. Natürlich spüren wir alle noch die digitale Transformation, weil wir noch immer hinterher hinken, die Dinge einzusetzen und zu implementieren.

Aber die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind vorbei und das ist auch schon ein Teil der Antwort.

Doch das wissen nicht viele.

Ich erkläre es mal kurz für alle, die das vielleicht noch ich so kennen.

Es gab damals das Thema Eisenbahn, das Thema Elektrizität, Automobilität. Das waren alles technologische Innovationen, die zu wirtschaftlichem Aufschwung geführt haben.

Nur das Wissen ist irgendwie verloren gegangen. Es gibt auch sehr wenig wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen, mit denen man noch ein bisschen in die Zukunft blicken kann, mit denen man vorausschauend fliegen kann.

Die Theorie ist leider viel zu wenig bekannt in der Betriebswirtschaft. Wenn man die kennen würde, würde man wahrscheinlich die Zeichen der Zeit anders lesen können.

Und könnte man wahrscheinlich auch.

Das ist mir passiert. Ich habe sie auch in den Nullerjahren kennen gelernt als Manager. Und dann habe ich verstanden, warum meine erste Führung trotzdem erfolgreich ist.

Weil es eben in die nächste Transformation, in die sozio-ökonomische Transformation, eingezahlt wird.

Wie könnte man jetzt deiner Erfahrung nach diese sozioökonomische Transformation beschreiben? Was kann ich mir genau darunter vorstellen?

Die sozio-ökonomische Transformation und ihre Auswirung auf moderne Führungsstile

Karl: Also genauso wie die digitale Welt oder die Automobilität oder Elektrizität lange Wellen gebracht haben, ist sozusagen die nächste Innovation der nächste Auslöser für die nächste Wirtschaftswelle der Menschen.

Und das hat einen guten Grund. Wir haben 200 Jahre Industriezeitalter hinter uns, also von der Dampfmaschine bis zur Digitalisierung. Und jetzt sind wir in das nächste Zeitalter eingetreten.

Ziemlich punktgenau, aber ziemlich genau zum Jahrtausendwechsel. Und das hat natürlich völlig andere treibende Themen hinter sich.

Und die  Sozio-Ökonomie beschreibt die Integration, wie der Name sagt, aus der Soziologie und der Ökonomie.

Das heißt auch ganz konkret, dass der Mensch zunehmend Einfluss auf die Wirtschaft nimmt, so wie früher Kapital.

In den letzten 20, 30 Jahren war digitales Know how ein Erfolgsfaktor.

Und so wird in den nächsten 40 Jahren das Wissen um Menschen und wie Menschen in der Gesellschaft funktionieren, das soziale Wissen, genau dieser treibende Faktor in der Wirtschaft werden. Es geht um den Einfluss über das Wechselspiel zwischen sozialen Strukturen. Und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten.

Die Führungskraft als Coach als Teil des modernen Führungsstils

Man hörte in den letzten Jahren schon sehr viel über dieses Thema. Die Führungskraft als Coach. Kommt es daher oder ist es jetzt nur eine zufällige Assoziation, die ich habe?

Karl: Das ist eine genaue Assoziation. Ich möchte vielleicht aber den Bogen vorher noch einmal etwas größer spannen.

Ich denke, Soft Skills ist so ein Wort, das wir schon lange aus den Medien kennen. In jeder Fachzeitschrift liest man das zum Thema Führung und Führungskräfteentwicklung. Also Soft Skills sind schon lange Zeit ein Thema.

Also ich denke, dass Soft Skills oder wie ich es gerne nenne, Human Skills, ein guter Überbegriff dafür ist, was Führung braucht.

Aber das war halt bislang die große sozialromantische Schublade. Das war immer nett, aber es war nie wirklich mit einem wirtschaftlichen Vorteil behaftet. Und da hilft uns natürlich jetzt dieses alte Schumpeter Modell zu verstehen, warum Soft Skills jetzt wichtig sind.

Warum Soft Skills und Coaching Skill für moderne Führungskräfte essentiell sind

Karl:: Es geht immer um Kommunikation, es geht um Austausch und gemeinsames Entwickeln von Neuem. Und ich glaube, das ist genau das, was wir verstehen müssen. Die Fachexpertise wurde früher ja stark gefördert und gefordert.

Früher war es möglich zu sagen ich habe ein Problem und ich kenne den Experten und ich weiß in welchem Zimmer diese Person sitzt. Und da gehe ich hin und frage ich.

Das kann ich heute nicht mehr, weil ich die heutigen Aufgabenstellungen nicht mehr nur mit einer Person lösen kann. Ein Problem, das wir heute haben: Die Komplexität von Problemstellungen. Neues Wissen zu entwickeln, kann ein Mensch allein nicht mehr. Da muss ich Leute zusammenbringen, in Meetings, in Workshops, in Projekte und diese moderieren.

Mit wenig Reibungsverlusten. Das ist die große Kunst.

Wir müssen es schaffen Fachkräfte in die Produktivität zu bringen. Und das ist nun mal nur mehr möglich, indem wir sie in den Austausch mit anderen Fachkräften bringen. Und das ist das, was wir heutzutage noch nicht so gut beherrschen.

Moderne Führungstile – was brauchen wir jetzt?

Karl: Okay, also rein konzeptionell glaube ich, müssen wir als erstes einmal verstehen, dass unsere Projekte, Abteilungen, unsere Kooperationen mit anderen Unternehmen, ein ganzes Unternehmen, grundsätzlich immer soziale Systeme sind. Und die haben soziale Strukturen.

Moderne Führung fokussiert sich auf soziale Systeme und Strukturen

Karl: Und das ist das, worauf wir uns fokussieren müssen in Zukunft. Also wir müssen verstehen, dass wenn immer diese Fachkräfte zusammenkommen oder mit anderen Fachkräften aus dem Vertrieb und aus dem Marketing zusammenkommen, um was zu gestalten, dass das auch soziale Systeme sind. Es sind nicht nur Einzelpersonen.

Das ist so der Kern, um den es im Wesentlichen geht. Was haben wir heute? Wir haben heute Wissen. Wir haben mitarbeiterzentrierte Entwicklung, wir haben kompetenzzentrierte Entwicklung, also das ist, das wir können.

Und wir sollten dieses Wissen auch anwenden können.

Das ist, was Produktivität meint.

Und dann kommen Missgunst, Neid und Gleichgültigkeit. Das ist wie Sand im Getriebe dieser sozialen Systeme.

Und das bringt extrem hohe Kosten und Reibungsverluste.

Wir müssen vertrauen und Augenhöhe hineinbekommen.

Wir müssen schauen, dass wir zum einem die Leute befähigen, sich gut austauschen zu können, auf der anderen Seite auch Rahmenbedingungen schaffen, dass genau dieses Wissenteilen, anwenden und neues Wissen entwickeln gut funktioniert.

Und das nimmt uns dann die Reibungsverluste aus diesen Systemen.

So gelingt moderene Führung

Was können die jetzt tun? Das ist ja wirklich ein Thema, auf das auch ich ja sehr regelmäßig stoße, Vertrauenskultur, Feedbackkultur, Ideen offen aussprechen können. Dann kommen eben diese Ängste, diese Angst davor, ausgelacht zu werden, den Status zu verlieren. Wie kann ich da als Führungskraft oder eben als Projektleiterin oder als Coach unterstützen?

Karl: Ja, das ist tatsächlich kein Shortcut. Das ist so ein bisschen das Thema dahinter. Also hier helfen Methoden nur bedingt und das ist auch meine persönliche Erfahrung.

Also tatsächlich beginne ich bei mir.

Also es geht darum, mich selbst zu empowern, mich selbst besser zu verstehen, meine Themen kennen zu lernen, zu reflektieren. Es geht darum mich selbst zu fragen, worauf reagiere ich, wenn meine Mitarbeiter so oder so agieren?

Was ist mein Thema damit? Es geht darum mich als Führungskraft überhaupt zu stabilisieren, aber überhaupt in die Lage zu kommen, Coach zu werden.

Und wenn man in der Coachingausbildung ist, was lernt man dort? Selbsterfahrung.

Und wenn man als Führungskraft in diese Coachingrolle hineinkommen möchte, in diese Servant Leadership Rolle, dann muss ich mich auch mit mir beschäftigen.

Folgende Fragen helfen dabei:

  • Wie geht’s dir?
  • Wie geht es mir im sozialen Umgang mit anderen?
  • Wo liegt meine emotionale Kompetenz?
  • Wo liegt meine Empathiefähigkeit?

Das ist das Erste, damit ich überhaupt feststellen kann, wo meine Teammitglieder stehen.

Also ich muss immer auf der ersten Ebene, dem Self-Empowerment starten

Erst dann geht es um Teamempowerment und Social Empowerment.

Du möchtest noch mehr? Dann schau dir jetzt gleich den Rest des Interviews an. https://youtube.com/live/4lzlcM7o7_w?feature=share

Karl Hitschmann ist Leadership-Experte, Berater und Autor.

Seine Webseite findest du hier: https://www.hitschmann.info

Sein Buch gibt es hier: https://www.wellenreiten.blog/das-buch/einfuehrung/