„Unser Management möchte, dass wir agil werden, aber das dann doch bitte ohne Veränderung.“ Diesen Satz höre ich sehr oft in meinem Agile Coach Lehrgang, als auch in meinen Onlinekursen.

Schönwetter-Agilität, Agilitätstheater, Schein-Agilität, Cargo-Kult Agilität…viele Wörter, eine Bedeutung: wir tun nur so als ob.

In diesem Beitrag erfährst du, wie du das Top-Management davon überzeugst, echte Agilität im Unternehmen zuzulassen.

Wie kann ich das Management von der agilen Transformation begeistern?

Diese Woche habe ich im Onlinelehrgang Agile Coach über das Thema BEING AGILE und DOING AGILE mit den Teilehmer*innen diskutiert. Schnell kam die Frage auf: „Ja, aber was, wenn das Topmanagement einfach nicht mitziehen will.“

Diese Frage hat mich auch in meinen Onlinekurs erreicht. Endlich, nach zahlreichen Impulsen eines Agile Coachs, hat ein Team sich dazu entschlossen komplett neu miteinanderzuarbeiten. Begeistert hat man der Geschäftsführung davon erzählt und ist mit mindestens genauso viel Elan gegen die Wand gelaufen. Die Geschäftsführung hat laut losgepoltert: „Nein, wir verändern keine Struktur. Das will ich nicht. Ende der Diskussion.“

Uff, das war ein Schlag ins Gesicht für diesen Agile Coach. „Wie, ich dachte wir sollten agil werden?“

„Ja, aber bitte verändern Sie keine Struktur.“

Das beobachte ich sehr häufig. Projektmanager werden zu Scrum Mastern umbenannt. Jour Fixes heißen nun Sprint Reviews und hin und wieder findet sich dann noch irgendwo ein KANBAN Board. Aber das ist doch nicht agil, oder? Agilität ist doch so viel mehr. Agil als Unternehmen zu sein, ist mehr als eine Methode, ein Prozess. Vielmehr geht es um die ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens – von HR, Führung, Strategie, Kommunikation, Form der Zusammenarbeit, Prozessen und Strukturen bis hin zur Kultur und damit dem Mindset.

Daher finde ich es wichtig, dass auch das Top Management mitgenommen wird. Ohne sie wird die agile Transformation nicht funktionieren.

Warum ist das Top Management in der agilen Transformation wichtig?

  • Sie haben Vorbildcharakter. Wir blicken zu ihnen auf. Verhalten sie sich nicht agil, dann fragen sich viele: Ähm, warum sollte ich dann?
  • Sie sind Promotoren. Die Stimme des Top Managements hat Gewicht. Wenn nun also positiv und motivierend in der Chefetage über Agilität gesprochen wird, dann erreicht das auch Führungskräfte und Mitarbeiter*innen im Unternehmen.
  • Die Mitarbeiter*innen gehen zuerst zu Führungskräften. Wenn eine Veränderung ansteht, dann entstehen sofort viele Fragen. Daher wenden wir uns bei Fragen auch meist an unsere direkten Führungskräfte. Wir erwarten hier Antworten.
  • Sie stellen Ressourcen zur Verfügung. Agil zu werden bedeutet auch Zeit und Freiräume zu schaffen. Dazu braucht es Ressourcen. „Lernen, experimentieren und ausprobieren funktioniert schließlich nicht, wenn wir zu 100% ausgelastet sind.“

Warum stoßen wir dann jedoch auf Widerstände im Top Management?

Angst Kontrolle zu verlieren

Wenn ein*e Manager*in Verantwortung abgibt, bedeutet das auch Kontrolle abzugeben. Und das ist schwer. Schnell wird man angreifbar.

Angst vor Unsicherheiten und hoher Komplexität

Agilität ist für viele nicht greifbar. „Der Weg ist das Ziel und das Zielbild kann nicht wirklich fixiert werden.“ Das führt zu vielen Unsicherheiten. Manager*innen lieben schließlich Meilensteine, fixe Projektpläne und konkrete Zahlen und Aktivitäten.

Angst davor andere zu enttäuschen

Agil zu sein ist noch unbekannt. Wir wissen noch nicht, wie genau das funktioniert, was dahinter steckt und ob wir das überhaupt können. Also haben wir auch Angst andere zu enttäuschen, wenn das nicht so funktioniert. Scheitern ist gerade auf Top Management Ebene ein absolutes NoGo.

Angst davor Macht und Status zu verlieren

Nein, viele wollen ihren Status, ihren Titel des CxO nicht verlieren.

Andere Prioritäten, Fokus liegt woanders

Das Top Managment hat zahlreiche Themen, die sie jonglieren und bewegen müssen. Agilität ist da meist nicht Prio1.

Vergangene Erfolge mit dem „alten“ Führungsstil und der alten Denkweise

Die letzten Jahre waren im Unternehmen meist sehr erfolgreich. Die alte Denkweise, der eigene Führungsstil haben das Unternehmen erst so richtig erfolgreich gemacht. Warum also ändern?

Aber was kannst du tun, um auch dein Top Management von der agilen Transformation zu überzeugen? 7 Tipps, die dir dabei helfen können.

  1. Hol dir einen Auftrag, um ins Gespräch zu kommen. Zunächst brauchst du ein persönliches Gespräch mit deinem Top Management. Bitte um dieses offene Gespräch. Hole dir dazu auch das OKAY, dass du offen sprechen darfst und über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sprechen möchtest.
  2. Bereite dich gut auf dieses Gespräch vor. Im Top Management ist Zeit oftmals sehr knapp. Daher ist es wichtig, dass du dich gut vorbereitest und schon fast so etwas wie einen Pitch vorbereitest. Versetze dich dazu zunächst in die Lage des Managements. Ich stelle mir hier immer die Frage: An welcher Bushaltestelle steht die Person? Also was beschäftigt sie gerade? Was ist ihr gerade wichtig? Wohin möchte sie? Welche Probleme hat das Management?
  3. Nun holst du das Management genau an dieser Bushaltestelle ab. Kläre dazu Fragen, wie:
    • Woher kommen wir als Unternehmen? Was hat uns gestern erfolgreich gemacht?
    • Wohin wollen wir? Was müssen wir morgen tun, um auch weiterhin erfolgreich zu sein?
    • Was müssen wir heute entscheiden, um morgen erfolgreich zu sein?
  4. Kläre nun auch, was Agilität eigentlich bedeutet. Das Management braucht einen klaren Überblick. Gehe nicht ins Detail, aber verrate die Grundprinzipien.
  5. Gehe auf den Nutzen von Agilität ein. Wozu Agilität? Welchen Nutzen kann ein Unternehmen erwarten? Studien und Umfrageergebnisse können dabei helfen das Management zu überzeugen. Versuche das jedoch gleich auf dein Unternehmen zu übertragen. Kosten sparen? Umsätze steigern? Effizienz steigern? Zufriedenheit d. Kunden und Mitarbeiter steigern? Dazu ist wieder wichtig zu wissen was deinem Top Management wichtig ist.
  6. Wie könnte das aussehen? Gehe auf erste konkrete Schritte ein. Was könnte jetzt getan werden?
  7. Hol dir einen klaren Auftrag. Vereinbart erste Schritte und legt auch fest, woran das Top Management den Erfolg messen wird. Kläre auch, welche Rahmenbedingungen einzuhalten sind.

Was empfiehlst du noch? Wie holst du dein Top Management ins Boot?

Lass es mich gerne wissen. Ich freue mich von dir zu lesen.

Liebe Grüße

Bianca

Liebe Grüße

Bianca

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